Reizdarmsyndrom

Funktionelle gastrointestinale Störungen wie das Reizdarmsyndrom oder Reizmagen sind häufige Erkrankungen. Sie sind mit Verminderung der Lebensqualität verbunden. Die meisten Studien über psychotherapeutische Behandlungen wurden bei dem Reizdarmsyndrom durchgeführt, wobei verschiedene Therapiemethoden (z.B. Verhaltenstherapie, Psychodynamische Therapie, Hypnotherapie oder Entspannungstechniken) untersucht wurden. Psychotherapien bei Patienten mit Reizdarmsyndrom zeigen eine deutlich bessere Wirkung als die alleinige Gabe von medikamentösen Therapien. Enorm erfolgreich ist die "gut-directed" Hypnose.

Wenn Stress die Symptome verstärkt oder auslöst, Angst und Depression vorhanden sind, Schmerz und Durchfall vorherrschen, ist, sich Schmerz beim Essen oder bei Stress verstärkt, bei Stuhlentleerung vermindert und nicht dauernd vorhanden ist. Psychotherapie bedarf mehrerer einstündiger Sitzungen. Funktionelle Gastrointestinale Störungen wie das Reizdarmsyndrom kommen weltweit in ca. 20% der Bevölkerung vor, wobei ca. 20-50% der Betroffenen deswegen ärztliche Hilfe suchen. Die FGIS werden je nach dem betroffenen Abschnitt des Verdauungstraktes eingeteilt.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit besteht ein Reizdarmsyndroms, wenn:

Chronischer Bauchschmerz besteht, der oft nach Nahrungsaufnahme auftritt oder sich verstärkt und sich mit Stuhlentleerung vermindert oder löst. Häufig kommt es auch zu Durchfällen, Verstopfung, oder beides abwechselnd. Die Betroffenen leiden meistens auch unter Blähungen, Völlegefühl und haben nicht selten auch Schleimabgänge, mit dem Gefühl der unvollständigen Entleerung.

Wichtig für alle Betroffenen ist es auch die individuellen Situation zu beachten und die Auslösefaktoren zu finden. Aufgrund des großen Leidensdruckes, mangelnder Betreuung und Unsicherheiten werden nicht selten von Betroffenen mehrfach kostenaufwendige Untersuchungen durchgeführt.

Patienten mit FGIS haben oftmals eine Odyssee von verschiedenen Durchuntersuchungen hinter sich, nach denen es zu Befunden wie: "es ist alles in Ordnung, wir haben nichts Krankhaftes gefunden", "Sie müssen damit leben lernen" oder "wir können Ihnen nicht mehr weiterhelfen, ……….. vielleicht suchen Sie doch besser psychische Hilfe……….." kommt. Betroffen erleben so oft eine Hilfs- und Hoffnungslosigkeit, die ihre Situation eher verschlimmert.

Wodurch entstehen diese funktionellen gastrointestinalen Störungen?

Für die Entstehung der FGIS wurde in den letzten Jahren in verschiedenen wissenschaftlichen Studien ein Erklärungsmodell entwickelt. In den 90er Jahren fand man heraus, dass der Hauptgrund für die Beschwerden in einer Fehlfunktion der Empfindung von Darmvorgängen liegt. Patienten mit FGIS haben eine Überreaktion der Verdauungsorgane auf normale Reize wie Nahrung oder Stress und langsam entwickelt sich eine Überempfindlichkeit der Verdauungsorgane mit Schmerzen, gesteigerter Darmtätigkeit, Krämpfen und Durchfall. Psychosoziale Faktoren beeinflussen ebenso wie physiologische Fehlregulationen den Beschwerdeverlauf und die Krankheitserfahrung der Betroffenen. Die Lebensqualität ist meist in hohem Maße eingeschränkt.

Betroffene haben dieses gesteigertes Schmerzempfinden zum Beispiel auf eine normale Dehnung der Magen- oder Darmwand durch Nahrung oder Gase. Bei Reizdarm- oder Reizmagenpatienten werden bereits frühzeitig Schmerz oder Völlegefühl, Spannungen oder Krämpfe auslöst. Diese rein auf die Verdauungsorgane beschränkte Überempfindlichkeit wird nicht selten durch einen oder mehrere Ereignisse wie enorme (lang andauernde oder immer wiederkehrende) Stresssituationen, eine nicht behandelte Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) oder zu Beginn eine infektiöse Magen-Darm-Erkrankung (z.B. durch Salmonellen) ausgelöst oder verstärkt.

Stress kann auch bei Gesunden zur Verstärkung der Darmtätigkeit führen. So kann z. B. experimentell induzierter Ärger oder Angst die Dickdarmbewegungen steigern, wobei Patienten mit Reizdarmsyndrom im Vergleich zu Beschwerdefreien eine gesteigerte Reaktion auf Stress zeigen. Mit den Erkenntnissen der Gehirn-Bauch-Achse ("Brain-Gut-Axis") ist zu vermuten, dass neben biologischen Prozessen auch die psychische Situation einen wesentlichen Anteil am Entstehen und Verlauf der FGIS trägt (bio-psycho-sozialen Modell der Erkrankung).

Viele Betroffenen haben allein schon durch die langandauernden unklaren Beschwerden Symptome einer psychischen Störung wie Depression oder Angst. Manche entwickeln bereits Krebsängste, oder haben Sorge, dass die Erkrankung einen noch nicht entdeckten bösartigen Verlauf nehmen könne. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Beschwerden oft schon als unerträglich und enorm beeinträchtigend empfunden werden. Aufklärung, dass verschiedene Reize wie Nahrungsmittel, Hormonveränderungen (Menstruationszyklus) oder Stress zur Überreaktion des Darmes führen können, ist daher enorm wichtig. Wichtig ist aber auch das Verständnis aller Behandelnden dafür, dass die Beschwerden nicht eingebildet sind und es bereits wissenschaftliche Erklärungsmodelle für das Leiden gibt.

Verdauungstrakt-gerichtete Hypnose

Der Einsatz einer spezifisch auf den Bauch gerichteten Hypnose zur Behandlung von Reizdarmsyndrom oder funktionellen Oberbauchbeschwerden wurde in Manchester entwickelt. Insbesondere konnte in wissenschaftlichen Studien mit standardisierte Methoden nachgewiesen werden, dass sich Magen-Darm-Funktionen unter dem Einfluss von Hypnose verändern. So kann durch Hypnose bei Gesunden die Geschwindigkeit des Nahrungstransportes verändert werden und bei Reizdarmpatienten auch die Stärke der Darmbewegungen. Unter anderem konnte gezeigt werden, dass die Überempfindlichkeit des Verdauungstraktes bei Reizdarmsyndrom unter Hypnose nachweislich normalisiert wird.

Die Erfahrung der Arbeitsgruppe in Manchester hat ergeben, dass 12 Sitzungen zu je einer Einheit (50 Minuten) einmal wöchentlich (über ca. drei Monate) als erfolgreichste Dauer dieser Kurztherapie festzulegen ist, damit der gewünschte Langzeiterfolg erreicht wird.